Hördateien zu den
Grafiken von Paul Wessler
gesprochen von Manfred Ody
Die ganze Geschichte an einem Stück (41MB) hören Sie hier:
Vor über 700 Jahren, im Jahr 1245, schenkten Graf Otto I. von Tecklenburg und seine Frau Mathilde ihren Besitz in Rieste dem Orden der Johanniter. Die Tecklenburger waren zu dieser Zeit die wohl mächtigste Grafenfamilie des hochmittelalterlichen Westfalen.
Die Urkunde, die diese Schenkung bezeugt, gibt als Beweggrund die Sorge um ihr Seelenheil an. Heute glauben viele Menschen,
dass für ein gelingendes Leben ein guter Beruf, Gesundheit und finanzielle Sicherheit unverzichtbar sind.
Im Mittelalter waren die Menschen ebenso überzeugt, dass nur ein christliches Leben, eingebettet in den Glauben der Kirche,
zu einem guten Ende führt. Angesichts der Gewissheit eines göttlichen Gerichts nach dem Tode trafen die Gläubigen Vorsorge,
um dereinst nicht ohne Verdienste zu sein. Die Kirchenväter hatten den Reichen eine Besitzvergabe zugunsten der Armen empfohlen.
Die Unterstützung des Johanniter-Ordens würde, so verkündete Papst Innozenz II. im Jahre 1131, beim Jüngsten Gericht besonders
wertgeschätzt werden: Ein Siebtel der Strafen für ein sündiges Leben würden erlassen werden.
Graf Otto von Tecklenburg war ein
Haudegen gewesen. Mit seinen Nachbarn, den Bischöfen von Münster und von Osnabrück, hatte er in kriegerischem Streit gelegen.
Den Mörder des Erzbischofs Engelbert von Köln hatte er auf seine Burg aufgenommen und ihm Schutz gewährt.
Der Orden der Johanniter, dem diese Stiftung zugute kam, nahm sich zu dieser Zeit noch nicht der Armen hier in der Region an. Vielmehr sah er es als seine Aufgabe an, die christlichen Stätten in Jerusalem zu schützen und sich dort um Not leidende Menschen zu kümmern. Die Pilgerbewegung des Mittelalters brachte täglich bis zu 20.000 Reisende nach Jerusalem. Aus allen Himmelsrichtungen kamen Christen, um die Orte aufzusuchen, an denen Jesus gewirkt hatte. Sie hofften auf besondere Nähe zu Gott.
Historiker führen die Anfänge des Johanniterordens auf eine Pilgerherberge in Jerusalem zurück, die ein italienischer Kaufmann aufgrund seiner guten Verbindungen zum Kalifen al-Mustansir um 1070 errichten konnte. Diese Herberge entwickelte sich bald zu einem Spital, das von Männern und Frauen einer Christengemeinschaft geführt wurde. Hier wurden Fremde und Pilger, Kranke, Arme und Alte sowie Waisen- und Findelkinder aufgenommen. Ungeachtet ihrer Religion und Herkunft wurden sie versorgt und gepflegt.
Es gibt einen Bericht über die Arbeit des Johanniterordens in Jerusalem, den Johannes von Würzburg, nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land verfasste. Er schrieb um 1165: "An die Kirche des heiligen Johannes ist ein Hospital angeschlossen, das in seinen verschiedenen Gebäuden eine sehr große Anzahl von Schwachen und Kranken sammelt, pflegt und wiederherstellt, was einen hohen täglichen Kostenaufwand bedeutet. In der Zeit, in der ich selbst dort war, betrug, wie ich von den dienenden Brüdern selbst erfuhr, die Zahl der Kranken bis zu 2000. Sie waren teilweise so schwer krank, dass manchmal innerhalb 24 Stunden mehr als 50 Tote hinausgetragen werden mussten. Aber immer und immer wieder kamen noch mehr dazu. Außerdem unterhält dieses Haus außerhalb noch einmal so viele Menschen wie darin mit Lebensmitteln. Es entfaltet eine so unübersehbare Wohltätigkeit dadurch, dass Armen, die um Brot bitten, gegeben wird, auch wenn sie außerhalb des Hauses bleiben. So kann die Summe der Ausgaben wohl gar nicht festgestellt werden, selbst nicht von den Verwaltungs- und Zahlungsleuten des Hospitals selbst".
Der Bericht entstand, als das Spital auf der Höhe seiner Zeit war. Zur Finanzierung der Aufgaben waren ihm Grundbesitz und weitere Einnahmequellen geschenkt worden. Der König von Jerusalem hatte dieser Gemeinschaft 1110 ein Dorf und zwei Backöfen übereignet und verkündet: "Ich will, dass diese Güter für immer für den Lebensunterhalt und die Bedürfnisse der Armen Verwendung finden. Sollte jemand diesen Besitz angreifen oder zu verringern versuchen, den suche Gott mit Plagen heim, bis er sich bußfertig abwendet!"
Die Orte, an denen Jesus geboren, gekreuzigt und begraben wurde, betrachteten die Christen als heilige Stätten. Den Hoffnungen der Pilger standen die realen Gefahren gegenüber, die eine lange - den Regeln nach unbewaffnete - Reise bedeuten konnte. Nicht überall waren Christen willkommen. Der Chronist al-Azimi aus Aleppo gibt als Ursache für die Kreuzzugsbewegung ab 1095 die islamischen übergriffe auf die ankommenden Pilger an. Als Auslöser wird in christlichen Chroniken der Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. an Papst Urban II. genannt. Er bat um militärische Unterstützung gegen die muslimischen Seldschuken.
Zu dieser Zeit erstreckte sich die Herrschaft islamischer Fürsten von den spanischen Pyrenäen bis zum Indus. Die Kreuzzüge wurden von Historikern auch als Akt der Verteidigung des Christentums in islamisch dominierten Gebieten eingestuft. Einerseits waren die Beziehungen zwischen den christlichen und muslimischen Ländern vielfach von gegenseitigem Respekt geprägt, andererseits wechselten Phasen wechselseitiger Duldung mit Phasen des Konflikts. Die Konflikte unterschieden sich allerdings nicht grundsätzlich von jenen, die christliche Länder untereinander ausfochten.
Europa war zu jener Zeit ein Flickenteppich von Herrschaftsansprüchen, zerrissen von adeligen Machtkämpfen, Kriegen und Unruhen. Blutige Fehden und Rachekämpfe waren allgegenwärtig und Gesetzlosigkeit weit verbreitet. Aber etwas Grundlegendes hatte sich in den Jahrzehnten vor den Kreuzzügen verändert: Die Päpste hatten ein neues Selbstverständnis entwickelt. Sie wollten nicht mehr nur Herrscher in Glaubensdingen sein, sondern forderten darüber hinaus weltliche Macht.
Am 27. November 1095 rief Papst Urban II. zum Kreuzzug in das "Heilige Land" auf. Die dort lebenden Muslime seien zu vertreiben und die christlichen Stätten in Besitz zu nehmen. Begeistert wurde diese Idee aufgenommen und von Wanderpredigern ins Volk getragen – vermutlich zum Erstaunen des Papsts selbst. Denn er hatte seinen Aufruf keineswegs an die Bevölkerung gerichtet. Vielmehr wandte er sich an die Ritterschaft, deren Lebensführung ihm missfiel. Sie sollten statt "Mord, Totschlag, Raub und Wegelagerei" sich besser in den Dienst der Kirche stellen und dazu beitragen, Gottes Reich auf Erden zu verwirklichen.
Dieser Aufruf an die Ritterschaft war eine Zeitenwende. Zuvor konnten die Ritter keine Illusionen darüber hegen, dass ihre Kämpfe nach christlichen Maßstäben sündig waren. Denn es galt das Gottesgebot: "Du sollst nicht töten!" Jesus hatte prophezeit: Wer Gewalt anwendet, wird durch Gewalt umkommen. Und er hatte gefordert: Wem auf die rechte Wange geschlagen werde, der halte auch die andere hin! (Lukas 6,29)
Aber, so ließ sich mit dem Anbruch dieser neuen Zeit fragen: Hatte Jesus nicht auch gesagt, er sei gekommen, das Schwert zu bringen? (Matthäus 10, 34) Und waren die Geldverleiher im Tempel nicht von Jesus selbst mit einer Peitsche verjagt worden? Papst Urban II. gelang es, die Kreuzzüge als gerechtfertigte Kriege darzustellen und das Töten Andersgläubiger vom Urteil der Sündhaftigkeit zu befreien. Wer in einem Krieg für die Kirche falle, so wurde den Rittern versichert, dem würden alle Sünden verziehen. Als Ziele der Kirche galten der Schutz der Schwachen, die Befreiung des Heiligen Landes und der Kampf gegen die Feinde der Kirche.
Der Einsatz von Rittern als schwer gerüsteten Kriegern zu Pferd konnte in einer Schlacht über Sieg oder Niederlage entscheiden. Aufgrund ihrer Nähe zu Herrschern und Fürsten nahmen sie eine gesellschaftlich herausgehobene Stellung ein. Bald konnte nur noch Ritter werden, wer adelig geboren war. Papst Urbans Werben um sie veränderte das Prestige dieser einst gefürchteten Männer in der Bevölkerung. Diese wiederum passten ihr Verhalten und ihre Einschätzung davon, welche Kämpfe gerechtfertigt waren, zunehmend christlichen Vorstellungen an. Bernhard von Clairvaux stellte in seiner Schrift "Lob der neuen Ritterschaft" dem wüsten Treiben der weltlichen Ritter das gottgefällige Leben der christlichen Ritter gegenüber. Die Schrift entfaltete eine starke Wirkung. Beseelt von Bernhards Idealen schlossen sich Ritter christlichen Gemeinschaften an. Sie beteiligten sich bereitwillig an den Kreuzzügen, um Streiter für die Kirche und die christliche Sache zu werden.
Diese Veränderung blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Orden der Johanniter. Er öffnete sich für militärische Aufgaben und nahm auch Ritter in seine Gemeinschaft auf. Zur ausschließlich karitativen Ausrichtung, die in der Beherbergung, Pflege und Fürsorge von Pilgern, Kranken und Notleidenden zum Ausdruck kam, trat nun das Militärwesen hinzu. Die Aufgabe der Johanniterritter bestand darin, für den Schutz der Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem zu sorgen, sich für das Eigentum der Kirche einzusetzen und ihren von wohltätigen Stiftern übereigneten Besitz zu verteidigen Den Rittern fiel aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung nun die Leitung des Ordens zu, und sie vereinbarten, dass nur Adlige als Ritter aufgenommen werden durften. Die Ziele des Ordens und seine Struktur veränderten sich hierdurch von Grund auf. Die Fürsorge für Arme und Notleidende wurde nicht eingestellt, denn nichtadlige Helfer und ärzte konnten diese Aufgabe übernehmen. Ordenspriester sorgten für das Seelenheil. Doch überstrahlten das Ritterwesen und das militärische Wirken im Heiligen Land und später im Mittelmeerraum alles andere. Der Johanniterorden war zu einem Ritterorden geworden.
Den Kreuzfahrern gelang es zunächst, Jerusalem unter christliche Herrschaft zu bringen und einige Fürstentümer nach mitteleuropäischem Vorbild zu errichten. Aber eine friedvolle Ordnung konnten sie nicht etablieren. Nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen fiel Jerusalem 1187 wieder in muslimische Hände. Die nachfolgenden Kreuzzüge vermochten daran nichts zu ändern. Das Scheitern aller Versuche, die christlichen Stätten dauerhaft unter christliche Herrschaft zu bringen, ließen schließlich Zweifel daran aufkommen, dass die Eroberung des östlichen Mittelmeerraumes tatsächlich Gottes Wille sei. Als Papst Gregor X. 1274 auf dem Konzil von Lyon zu einer weiteren Mobilmachung aufrief, fand er nur noch wenige Mitstreiter. Das Heilige Land stand nun unter der Herrschaft des Sultans al-Ashraf Chalil, der befahl, sämtliche Befestigungsanlagen an der Mittelmeerküste zu zerstören, damit die Kreuzritter keine Möglichkeiten mehr finden würden, sich hier festzusetzen.
Das hohe Ansehen der Ritterorden ging mit ihrer Vertreibung aus dem Heiligen Land verloren. Die christlichen Stätten hatten sie gegen die Moslems nicht schützen können. Nun zahlte sich aus, dass die Johanniter die Betreuung der Notleidenden und Kranken nie ganz aus den Augen verloren hatten. Eine Auflösung des Ordens, wie es die Tempelritter traf, konnte abgewendet werden. Doch mussten neue Aufgaben gefunden werden. Es verwundert nicht, dass die Ritter sich erneut militärischen Angelegenheiten zuwandten. Denn der Krieg hatte ihre besondere gesellschaftliche Position geschaffen und begründete ihre Vorrechte. Papst Nikolaus V. beschrieb die neue Aufgabe 1451 als "Kriegsdienst gegen die treulosen Ungläubigen, die Feinde des Kreuzes Christi, [gegen] Türken und Sarazenen". Ihre Rolle bestand darin, dem Papst in militärischen Auseinandersetzungen beizustehen, im Namen der christlichen Seefahrt muslimische Handelsschiffe zu überfallen, sie auszurauben und deren Mannschaft zu versklaven. Historikern zufolge entwickelten sich die Ordensritter der Johanniter zu den kriegerischsten Seefahrern, die das Mittelmeer je gesehen hatte. Vor Aufnahme in den Orden musste jeder Bewerber drei Jahre an einer militärischen Ausbildung im Mittelmeer teilnehmen und sich auf Kriegs- und Kaperfahrten bewähren. Die Ordenszentrale lag seit dem Ende der Kreuzzüge auf strategisch wichtigen Inseln im Mittelmeer, zunächst für einige Jahre auf Zypern, dann fast 200 Jahre lang auf Rhodos. 1530 übereignete Karl V. dem Orden die Insel Malta. In der Folgezeit bürgerte sich die Bezeichnung "Malteserorden" ein. Der offizielle Name lautet heute: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta.
Ritter stellen wir uns kämpfend vor. Doch ihre adlige Herkunft machte sie auch dafür geeignet,
mit der Ausübung von Herrschaft betraut zu werden. Johanniterritter, die sich um die Verwaltung des Besitzes auf dem
europäischen Festland kümmerten, wurden "Komture" genannt. Die Guts- oder Ritterhäuser, in denen sie lebten, hießen
"Kommenden". Alle Ritter hatten bei ihrer Aufnahme in den Orden Gehorsam, Keuschheit und Armut zu geloben,
sie lebten in der Regel in klosterähnlichen Gemeinschaften. Hinsichtlich der Einhaltung dieser Gelübde darf man sich
jedoch keine falschen Vorstellungen machen. Armut war hier mit standesgemäß adligem Lebenswandel verbunden. Eigener
Besitz konnte auf Lebenszeit genutzt werden und ging erst mit dem Tod in das Eigentum des Johanniterordens über.
Auch das Gelübde der Keuschheit wurde nicht sehr streng gehandhabt: Im 15./16. Jahrhundert hatten fast alle Komture in
deutschen Landen illegitime Kinder.
Wie sah es auf der Kommenden Lage in Rieste aus? Noch im Jahr 1341 war sie mit 45 Rittern eine der größten Kommenden im norddeutschen Raum. Nach der Neuausrichtung des Ordens sank die Zahl der Ritterbrüder beträchtlich, und die ertragreiche Bewirtschaftung des Grundbesitzes wurde zur zentralen Aufgabe. Es galt, hohe Einnahmen zu erwirtschaften. Ein Drittel ihrer Einkünfte musste die Kommende an die Zentrale im Mittelmeerraum weiterleiten, in schwierigen Jahren forderte diese zuweilen sogar mehr als die Hälfte. Die Unterhaltung der militärischen Flotte sowie die Befestigung von Inseln und Häfen war ungeheuer kostspielig, mehrmals geriet der Orden in finanzielle Schwierigkeiten. Daher wurde die Aufnahme von Rittern in den Orden bald reglementiert. Auf den Kommenden sollten nur noch so viele Ordensangehörige leben, wie zur Verwaltung des Grundbesitzes notwendig waren. Für das Priorat Deutschland wurde festgestellt, dass eine Zahl von 792 Ordensangehörigen angemessen wäre, im Durchschnitt sechs pro Ordenshaus. Im 15. und 16. Jahrhundert entsprach diese kleine Zahl der tatsächlich auf der Kommende lebenden Ritter und Ordensbrüder.
Der Grundbesitz der Kommende Lage war durch Zuwendungen, Schenkungen des regionalen Adels und kluge Grundstückskäufe beträchtlich angewachsen. Er umfasste wenigstens 52 Höfe mit ihren eigenhörigen Familien, 69 Pachthöfe und zahlreiche weitere Einnahmen (Zehnte). Sicher trug auch die Etablierung der Wallfahrt zum Heiligen Kreuz in Lage zu einer guten Einkommenssituation und bei. Wissenschaftliche Untersuchungen vermuten, dass das Kreuz um 1300 von italienischen Handwerkern gearbeitet wurde. Ob es im Auftrag der Kommende vor Ort angefertigt wurde, oder ob es in Südeuropa in Auftrag gegeben, gekauft und dann eventuell gestiftet wurde, ist nicht überliefert. Im Schädel des Gekreuzigten befindet sich eine kleine Reliquienkammer. Darin sollen unter anderem drei Partikel vom Wahren Kreuz, Stücke vom weißen Gewand Jesu wie auch Elemente der Geburtskrippe Jesu aufbewahrt sein. Sie gelten als kostbare Reliquien, die sicher nicht aus der Umgebung, sondern aus Südosteuropa stammen. Das Lager Kreuz ist aufgrund der Qualität seiner Schnitzkunst nördlich der Alpen einzigartig. Die Wallfahrten zum Lager Kreuz sind seit 1340 historisch bezeugt. Vermutlich entstand zeitgleich mit dem Kreuz auch die Wallfahrtskirche auf der westlichen Seite der Kommende.
Neben historisch belegten Fakten zum Lager Kreuz existiert eine Legende seiner Entstehung. Sie wurde ungefähr 150 Jahre später, 1490, in lateinischer Sprache niedergeschrieben. Ihr zufolge kam der Auftrag zur Anfertigung des Kreuzes direkt von Gott, und es waren zwei Ordensbrüder aus Lage, Priester Johannes und Ritter Rudolf, die es herstellten. Gott schickte ihnen, als sie auf einem Spaziergang eine Rast einlegten, eine Vision. Vor ihren Augen erschien ein in der Luft schwebendes Kreuz. Eine Stimme erteilte ihnen den Auftrag, ein solches Kreuz anzufertigen. Es werde Wunder wirken. Die Stimme sagte voraus, dass Bruder Johannes, der mit den Arbeiten am Kreuz beginne solle, noch vor dessen Vollendung sterben und zu Gott gelangen würde. Ritter Rudolf solle das Kreuz fertigstellen, daraufhin würde auch er ins Himmelreich aufgenommen werden. Sie sollten unverzüglich mit den Arbeiten beginnen. Die Ordensbrüder, so heißt es, hatten zunächst Zweifel, ob sie alles richtig verstanden hätten, da sie keinerlei Erfahrung in der Schnitzkunst hatten. Aber sie wollten Gottes Zorn nicht herausfordern und einigten sich, es zu versuchen. Sie fanden schon bald einen geeigneten, ungewöhnlich schönen Baum. Sie überredeten die Eigentümer, ihn für diesen Zweck fällen zu dürfen. Diese gaben nach gutem Zureden ihre Zustimmung, allerdings, wie sich kurz darauf zeigte, nur halbherzig. Der Baum war den Eigentümern über die vielen Jahre, die er nun schon stand, lieb geworden. Er verband sie in guter Nachbarschaft und bereitete allen Vorrübergehenden eine Freude. Doch mit einer nur halbherzig gegebenen Zustimmung ließ sich der gefällte Baum nicht fortbewegen. Selbst 16 Pferde vermochten das Gespann nicht zu bewegen. Erst als der Vorbehalt ausgesprochen und die volle Zustimmung gegeben war, aus diesem Baum ein Kreuz zu schnitzen, löste sich der Bann. Nun konnte ein Gespann mit nur vier Pferden das Holz zur Kommende transportieren. Bruder Johannes und Ritter Rudolf schnitzten das Kreuz mit großer Kunstfertigkeit, beide verstarben wie vorhergesagt. Seit dieser Zeit, so schließt die Legende, würden immer wieder Heilungswunder geschehen.
Der Autor der Legendenerzählung versichert, dass er bei mehreren Wundern zugegen gewesen sei. Zur Erinnerung an dieses Geschenk Gottes sei von jeher am Tag der Kreuzerhöhung, am 14. September, das Kreuz zum Ort der Erscheinung getragen worden. Die Legende, die noch viele weitere Details und wundersame Wirkungen kennt, bewirkte eine tiefe Verbundenheit der Menschen dieser Region mit dem Kreuz. An zwei Tagen des Jahres wurden Wallfahrer auf der Kommende Lage willkommen geheißen, am Festtag der Kreuzerhöhung und am Tag des Hl. Johannes. Sie kamen zum Teil in langen Fußmärschen und übernachteten bei den Bauern in der Nachbarschaft. Kaufleute aus Osnabrück boten an diesen Tagen ihre Waren zum Kauf an. Die Lager Wallfahrt gehört zu einer Glaubensbewegung, die in ganz Europa Menschen an Orte führt, an denen wunderbare Gotteserscheinungen oder Wunderheilungen bezeugt wurden. So ersetzten die heimatlichen Wallfahrten die Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die vermutlich eigens für das Heilige Kreuz errichtete Wallfahrtskirche konnte den wachsenden Pilgerstrom bald nicht mehr nicht fassen. Im angrenzenden Ritterhaus wurden an den Wallfahrtstagen bis zu 10 weitere Seelsorger tätig, um die Beichte abzunehmen und Kommunion auszuteilen.
Der Legende zufolge kam der Auftrag zur Anfertigung des Kreuzes direkt von Gott,
und es waren zwei Ordensbrüder aus Lage, Priester Johannes und Ritter Rudolf, die es herstellten.
Gott schickte ihnen, als sie auf einem Spaziergang eine Rast einlegten, eine Vision. Vor ihren Augen erschien ein
in der Luft schwebendes Kreuz. Eine Stimme erteilte ihnen den Auftrag, ein solches Kreuz anzufertigen. Es werde
Wunder wirken. Die Stimme sagte voraus, dass Bruder Johannes, der mit den Arbeiten am Kreuz beginne solle, noch
vor dessen Vollendung sterben und zu Gott gelangen würde. Ritter Rudolf solle das Kreuz fertigstellen,
daraufhin würde auch er ins Himmelreich aufgenommen werden. Sie sollten unverzüglich mit den Arbeiten
beginnen.
Die Ordensbrüder, so heißt es, hatten zunächst Zweifel, ob sie alles richtig
verstanden hätten, da sie keinerlei Erfahrung in der Schnitzkunst hatten. Aber sie wollten Gottes Zorn
nicht herausfordern und einigten sich, es zu versuchen.
Sie fanden schon bald einen geeigneten,
ungewöhnlich schönen Baum. Sie überredeten die Eigentümer, ihn für diesen Zweck
fällen zu dürfen. Diese gaben nach gutem Zureden ihre Zustimmung, allerdings, wie sich kurz darauf
zeigte, nur halbherzig. Der Baum war den Eigentümern über die vielen Jahre, die er nun schon stand,
lieb geworden. Er verband sie in guter Nachbarschaft und bereitete allen Vorrübergehenden eine Freude.
Doch mit einer nur halbherzig gegebenen Zustimmung ließ sich der gefällte Baum nicht fortbewegen.
Selbst 16 Pferde vermochten das Gespann nicht zu bewegen. Erst als der Vorbehalt ausgesprochen und die volle
Zustimmung gegeben war, aus diesem Baum ein Kreuz zu schnitzen, löste sich der Bann. Nun konnte ein Gespann
mit nur vier Pferden das Holz zur Kommende transportieren. Bruder Johannes und Ritter Rudolf schnitzten das
Kreuz mit großer Kunstfertigkeit, beide verstarben wie vorhergesagt. Seit dieser Zeit, so schließt
die Legende, würden immer wieder Heilungswunder geschehen.
Der Johanniterorden hatte das Scheitern der Kreuzzüge im 13. Jahrhundert nur mit einigem Glück überlebt.
Er war weder aufgelöst worden, noch waren ihm Vorrechte entzogen worden. Seine enormen Besitzungen, Renten und andere
Einnahmen in allen europäischen Ländern und seine unabhängige Stellung waren unangetastet geblieben. Die Einkünfte des
Ordens waren noch immer steuer- und abgabenfrei. Für Fürsten und Bischöfe, die ihre Landesherrschaft ausbauen und sichern
wollten, war diese Situation nur schwer zu ertragen.
Als Dietrich von Horne 1376 Bischof von Osnabrück wurde, lag das Bistum im Streit mit dem Grafen von Tecklenburg und war mit hohen Schulden belastet. Jahre der kriegerischen Auseinandersetzungen hatten das Bistum an den Rand des Ruins gebracht, Burgen und Dörfer waren geplündert. Die Pest hatte Ortschaften verödet, überall herrschte Not. Um der Lage #wieder Herr zu werden, forderte der Bischof eine gesonderte Steuer von allen geistlichen Einrichtungen.
Diese Forderung richtete er insbesondere auch an die Johanniterkommende als einem der größten Grundherren im Bistum. Doch der Komtur von Lage weigerte sich strikt, der Forderung des Bischofs Folge zu leisten. Da nahm der Bischof sein vermeintliches Recht selbst in die Hand. Ohne Ankündigung einer Fehde zog er in der Nacht zum 18. Februar 1384 mit seinen Männern zur Kommende Lage. Ihm angeschlossen hatten sich sein Bruder Friedrich von Horne, der Amtmann von Vörden und dortige Richter, sowie einige Burgmänner von Quakenbrück und ihre Knappen. Von der Stiftsburg Vörden aus setzte sich der Tross in Bewegung, spontan beteiligten sich Bauern und weitere Knappen des Bischofs an der nächtlichen Aktion. über 50 Männer werden es wohl gewesen sein, 44 von ihnen waren namentlich bekannt. Die Männer des Bischofs drangen in das Ritterhaus ein und nahmen alle Bewohner, die nicht fliehen konnten, gefangen. Sie raubten Speicher und Scheunen leer. Das Vieh und alle beweglichen Güter der Ritter wurden als Beute weggeschafft. Die Zerstörungswut des überfalls war so heftig, dass das Haus anschließend nicht mehr bewohnbar war. Der Bischof nahm die Kommende in sein Eigentum, er ließ ihren Schutzwald durch Handwerker aus Neuenkirchen und Ankum fällen. Den Kauferlös für die Bäume gab er in seine Kasse. Von den zur Kommende Lage gehörigen Bauern ließ der Bischof Dienste und Kriegssteuern eintreiben. Auf die von den Rittern angestrengten Vorladungen bei Gericht reagierte der Bischof nicht. Als auf Betreiben des Ordens einen Monat später die Exkommunikation des Bischofs und seiner Mittäter eintraf, schien sie dies auch nicht weiter zu kümmern. Der Erzbischof von Köln verschärfte die Maßnahme. Er ließ von den Kanzeln verlesen, dass in allen Orten, in denen sich der Bischof oder einer seiner Mittäter auch nur drei Tage aufhielte, wo Beute gefunden würde oder die Käufer derselben wohnten, für zwei Monate weder Gottesdienst gefeiert noch eine Beerdigung durchgeführt werden solle.
Es dauerte ein ganzes Jahr, bis der Bischof von Osnabrück einlenkte und akzeptierte, dass alles, was er und seine Mittäter von der Kommende geraubt hatten, zurückgegeben oder bezahlt werden musste. 500 Fuder Steine hatte er zur Wiederherstellung der Gebäude zu liefern, 3000 rheinischen Goldgulden sollte er an den Johanniterorden als Entschädigung zahlen. Weitere 10 Jahre dauerte es, bis der Bischof schriftlich für sich und seine Nachfolger bestätigte, dass die Kommende Lage von Abgaben an das Bistum frei war. Historiker vermuten, dass der Bischof die Beilegung des Rechtsstreits immer wieder verzögerte, weil er von den Steuern und Diensten zunächst noch profitieren wollte. Letztlich hatte er keine andere Wahl, als die Bedingungen zu akzeptieren.
Johann Jakob von Pallandt war der für Rieste bedeutendste Ritter der Kommende Lage. Seine Zeit als Verwalter und Grundherr
begann unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1650. Dieser grausame Krieg hatte nur mit Mühe beendet werden
können. Er hatte zur Folge, dass die christliche Kirche dauerhaft in zwei miteinander konkurrierende Lager gespalten war.
Die Friedensbedingungen bestimmten das Kirchspiel Bramsche, zu dem Rieste gehörte, als protestantisch. Lediglich den
Angehörigen der Kommende Lage und den unmittelbar Beschäftigten des Klosters Malgarten wurde gestattet, innerhalb ihrer
Einrichtungen Gottesdienst nach katholischem Brauch zu feiern. Es waren zwei katholische Inseln in protestantischem Umland.
Die Gebäude der Kommende waren in den Kriegszeiten vernachlässigt und verfallen. Dies waren keine idealen Startbedingungen für J. v. Pallandt. Irgendetwas an der Kommende muss ihm jedoch außerordentlich gut gefallen haben, denn er erhielt sie im Tausch gegen die Kommenden Mainz und Niederweisel. Es gelang ihm, die Kommende in seinen 43 Jahren als Verwalter auf die Höhe ihrer Zeit zu bringen und sie zu einer der angesehensten Kommenden im Norden zu entwickeln.
Er war den historischen Quellen zufolge der erste Komtur, der sich für das Gemeinwohl des Ortes Rieste interessierte. Gleich nach dem Krieg nahm er die sogenannten "Brotmessen" wieder auf: Jeden Donnerstag nach der Johannes-Messe wurde an die Armen von Rieste - katholischer und lutherischer Konfession – ein Brot verteilt. Sie mussten den Gottesdienst dafür nicht besucht haben. 1673 ließ er ein Armenhaus errichten. Nicht eindeutig zu klären ist, wo es gestanden hat: Entweder bis 1918 in Nähe der Kirche oder in der Ortschaft Rieste nahe des jetzigen Riester Bahnhofs. Der Komtur unterstützte die Gründung einer Schule für die Kinder der katholischen Bauern des Umlandes. Dass er diese "Winkel-Schule", die es nach den Friedensbestimmungen eigentlich nicht geben durfte, finanziell sehr gut ausstattete, belegt eine Urkunde von 1688. Dort heißt es, dass dem Komtur "viel daran gelegen sei, daß die Kinder zur Schule gehalten, unterwiesen und zu allen Tugenden angeführt werden".
Mit Verwunderung – und Verärgerung auf protestantischer Seite – wurde von Zeitgenossen registriert, dass die Anzahl der Erwachsenen, die zum katholischen Glauben zurückkehrten, rings um die Kommende Lage herum rasch anwuchs. In den ersten 25 Jahren nach dem Friedensschluss wechselten 188 Einwohner zur katholischen Kirche. Die Friedensbedingungen hatten solche Entwicklungen eigentlich ausschließen wollen. Der Komtur hatte den Osnabrücker Domvikar Theodor Rudolf nach Lage geholt, von dem zu lesen ist, dass er "seinen Dienst mit großem Eifer versah". Dieser führte ein Tauf-, Sterbe- und Heiratsregister ein. So hatte v. Pallandt die Kommende Lage im Stillen in eine Pfarrei verwandelt.
Der Wiederaufbau des Wohnhauses und der Kirche nach dem Krieg ging über eine schlichte Wiederherstellung hinaus. Das Wohnhaus wurde von Grund auf erneuert und repräsentativ ausgeschmückt. Eine große Gartenanlage mit zwei Lusthäuschen wurden angelegt. Nun konnten hier standesgemäße Familienfeiern stattfinden, belegt ist die Vermählungsfeierlichkeit der Schwägerin seiner Nichte 1679. Auch die Erneuerung der Kirche war sehr aufwändig. Die drei sich auch heute noch in der Kirche befindlichen barocken Altäre stammen sämtlich aus v. Pallandts Zeit. Der Wunsch, von den Mitlebenden und der Nachwelt gerühmt zu werden, war v. Pallandt ein wichtiges Motiv seines Handelns. Im April 1659 ließ der Komtur beim Richter in Vörden notariell bestätigen, dass die Neubauten in Lage von ihm ausgeführt worden waren. Die Portraitsammlung, die er und sein Nachfolger anfertigen ließen, zeigt Persönlichkeiten, die der Kommende wohlgesonnen waren. Das erste dieser Portraits zeigt ihn selbst.
Dem Komtur zu Lage fiel die Pflicht zu, Ausrichter des Riester Schützenfestes zu sein. Der Osnabrücker Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg hatte das jährliche "Vogelschießen"1657 wieder eingeführt, damit seine Untertanen sich "im Schießen üben" und im Verteidigungsfall mit dem Gewehr umgehen konnten. Alle Grundbesitzer mussten mit ihrer Schusswaffe, mit Kugeln und Pulver erscheinen. Es galt, einen hölzernen Vogel auf einer Stange zu treffen. Der beste Schütze wurde "König" genannt, und für die Dauer des geselligen Zusammenseins wurde ihm ein silberner Vogel, gestiftet vom Osnabrücker Bischof, an einer Kette um den Hals gehängt. Für Essen und Getränke war gesorgt, für 20 Männerstanden 260 Liter Bier bereit. Das Interesse an diesem Vogelschießen verebbte nach dem Tod des Komturs. Johann v. Pallandt wird das Vogelschießen als eine ernsthafte militärische Ertüchtigung gesehen haben, auch seine Dienerschaft hatte daran teilzunehmen.
Der katholische Teil des Ordens, er wird seit dieser Zeit "Malteserorden" genannt, betrachtete es noch immer als seine Pflicht, das christliche Abendland im Mittelmeer und an seinen Grenzen militärisch zu schützen. Johann v. Pallandt stiftete für diesen Kampf zwei Kanonen, die sich heute im Wawel-Museum in Krakau und im Nationalmuseum Warschau befinden. Sie wurden 1662 in seinem Auftrag gegossen und tragen sein Wappen und die Ordensdevise "Dass er [= der Halbmond, d.h. die Türken] nicht den Erdkreis erfülle".
43 Jahre wirkte v. Pallandt in Rieste. 1693 starb er auf der Kommende im hohen Alter von 76 Jahren.
Er wurde vor dem Hochaltar der Wallfahrtskirche bestattet.
Die Geschichte der Ritter des Johanniterordens dauert bis heute an. Die Geschichte der Kommende Lage als Teil des Ordens
endete, als der Domänendirektor v. Dithfurt am 28. Februar 1810 in Lage erschien und die Kommende für das Königreich
Westfalen in Besitz nahm. Seit 1783 lebte kein Komtur mehr vor Ort. Verwaltet wurde das Ritterhaus zu diesem Zeitpunkt
von Pater Ludwig Pölking, der zur Benediktinerabtei Iburg gehörte, aber in Lage wohnte. Er stand mit dem in Paris lebenden
Komtur v. Pfürdt brieflich in Kontakt. 1815 wurde der Gutsbetrieb mit seinen 264 ha der Klosterkammer in Hannover
unterstellt. Die abgabenpflichtigen Bauern konnten sich ab 1830 von den auf ihren Höfen liegenden Lasten freikaufen.
Aus dem Ritterorden der Johanniter gingen in der Neuzeit zwei eigenständige Organisationen hervor: der katholische Malteserorden und der evangelische Johanniterorden. Sie entwickelten sich zunächst unterschiedlich, bis sie dann im Zuge der Französischen Revolution ein ähnliches Schicksal traf: der Verlust ihrer Besitztümer und ein Absinken in die Bedeutungslosigkeit. Doch wie Phönix aus der Asche gelang ihnen in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Neustart. Die Ritter besannen sich auf ihr wichtigstes Handlungsfeld: Den Dienst am Menschen. Sie entdeckten die Not um sie herum. Nun gründeten sie Lazarette und Krankenhäuser, Alten- und Flüchtlingsheime. Die Johanniter-Unfallhilfe, gegründet 1952, ist das wohl bekannteste Hilfswerk in Deutschland. Der Malteserorden ist inzwischen in über 120 Ländern karitativ tätig. Im Hintergrund dieser Einrichtungen sind die jeweiligen Ordensritter aktiv. Etwa 13.500 Ritter – und Damen - gehören dem Orden der Malteser in der Gegenwart an. Ca. 4000 Ritter zählt der Johanniter-Orden aktuell in Deutschland.
Die heutigen Ritter halten sich absichtsvoll im Hintergrund. Es gibt strenge Regeln, wann sie ihr Ritterabzeichen und ihren Rittermantel tragen. Sie leben mitten unter uns. Sie sind nicht verschwiegen über ihre Mitgliedschaft in ihrem Orden, aber sie sprechen nur wenig darüber. Noch immer sind die Orden eng verbunden mit ihren jeweiligen Kirchen. Ihr Tun bezieht sich auf die christlichen Versicherung Jesu: "Was ihr den Geringsten getan habt, habt ihr mir getan."
In früheren Zeiten standen die Ritter des Johanniterordens im Vordergrund, öffentliche Aufmerksamkeit galt ihnen. Heute sind es die vielen Helfer, Angestellte und Ehrenamtliche, die in der Welt sichtbar sind. Als Ritter in einen Orden aufgenommen zu werden ("zum Ritter geschlagen werden") gelingt im Orden der Johanniter nur Männern. Der Orden der Malteser nimmt auch Frauen auf, sie werden "Dame" genannt. Um die Aufnahme in einen der beiden Orden kann man sich nicht bewerben. Man wächst hinein oder wird gefragt. Für eine Aufnahme ist es bis heute von großem Vorteil, aus adligem Haus zu kommen oder engen Umgang mit Angehörigen des Adels zu pflegen.
Die heutigen Ritter leben mitten unter uns, sie halten sich aber bewusst im Hintergrund. Es gibt strenge Regeln, wann sie ihre Ritterabzeichen und ihren Rittermantel tragen. Sie verschweigen ihre Ordens-Mitgliedschaft nicht, aber sie sprechen nur selten darüber. Noch immer sind die Orden eng verbunden mit ihren jeweiligen Kirchen. Ihr Tun bezieht sich auf die christliche Versicherung Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!“ (Matthäus 25,40) Während in früheren Zeiten die Ritter als Repräsentanten des Ordens im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit standen, sind es heute die vielen Helfer, die Angestellten und Ehrenamtlichen, die in der Welt sichtbar sind. Als Ritter in den Johanniterorden aufgenommen („zum Ritter geschlagen“) zu werden, ist noch immer ein Privileg der Männer. Der Orden der Malteser nimmt auch Frauen auf, allerdings bedeutet auch dies noch keine Gleichberechtigung. In beiden Orden kann man sich um die Aufnahme nicht bewerben. Man wächst hinein oder wird gefragt. Das Bekenntnis zum Katholizismus (für Malteser) oder zur Evangelischen Kirche (für Johanniter) ist eine Voraussetzung ebenso wie das tatsächliche Engagement in den Hilfswerken des jeweiligen Ordens. Bis heute wird bevorzugt aufgenommen, wer aus adligem Haus kommt oder mit Angehörigen des Adels in engem Kontakt steht. Zeitenunabhängig aber gilt: Ritterlichkeit selbst – im Sinne tätiger Hilfe für Notleidende und Kranke – ist an keinen Adel, keine Mitgliedschaft und keine Kirche gebunden.